Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich möchte mich nicht in Nichtssagendem verzetteln. (Obwohl ich auch gern zwischendurch mal mit was Blödsinnigem abschalte ;-)). Für introvertierte Literaturnerds wird es zunehmend schwieriger, sichtbar zu bleiben, aber ich könnte mir vorstellen, dass das nicht nur uns betrifft: Ständige Reizüberflutung kann für niemandem förderlich sein.
Manche Menschen brauchen Gamifizierung und rasche Bildwechsel als Anregung wie die Luft zum Atmen, andere wünschen sich Kurzvideos, weil rasche Resultate sie glücklich machen; für wiederum andere aber bedeuten Zusammenhänge und Details das tägliche Brot, und eine vierte Veranlagung benötigt Struktur und stellt klare Linien dar. All das – und jede andere weitere empirisch belastbare Veranlagung – ist berechtigt!
Die sozialen Medien jedoch sind so strukturiert, dass zwei der oben genannten Gruppen sie nicht voll ausnutzen können. Das ist schade, denn es könnte anders sein. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, jede Gruppe zu Wort kommen zu lassen. Wir haben als Menschheit Wege zu finden, die uns auf diesem Planeten ein sinnvolles Weiterleben ermöglichen – und dafür ist jede Stimme relevant.
Für Indie-AutorInnen stellt sich hier ein besonderes Problem: Die Unabhängigkeit vom Verlag bietet die Möglichkeit, das Buch unabhängig von gängigen Markt- und Genrevorstellungen zu gestalten. Damit diese Werke bekannt werden, muss man aber die sozialen Medien bedienen – und zwar täglich, und in knapper Form. Diese Kurzformen kann man individuell auf die eigene Zielgruppe anpassen, aber ich bemerke dennoch zunehmend, dass das Denken in Schlagworten die ursprünglichen Texte zur Unkenntlichkeit verkürzt. Es wird dem Anspruch nicht gerecht, den ich an mich und meine Arbeit habe. Und es stiehlt mir die Zeit und die Muße, die ich zum Schreiben benötige.
Es fällt in diesem rasenden Tempo zunehmend schwerer, Geschichten oder auch Gegebenheiten des Lebens bis zur vollen Tiefe zu erfassen. Wie damit umzugehen ist, weiß ich noch nicht, aber vielleicht ist hier ja auch eher die Gesellschaft als Ganzes gefragt.